Unser Austausch mit dem Cirkus Flik Flak

Auf unserer ersten Circus-Tournee im letzten Jahr konnten wir eine Freundschaft mit dem dänischen Jugend-Circus „Flik Flak“ in Odense etablieren, die wir in diesem Jahr weiter ausbauen und vertiefen konnten. Ende Juni besuchten uns 27 junge Flik Flaker und gaben zwei hinreißende Vorstellungen in unserer Halle und zwei weitere für die Grundschule Lauerholz , auf deren Wiese sie zelten durften. Gemeinsame Circus-Spiele mit den Charivaris und eine Stadtführung nebst Hafenrundfahrt rundeten das Programm ab und führten zu dem Beschluss „Wir müssen mehr gemeinsam machen“. So machten wir uns am Ende der Herbstferien auf den Weg, um mit 15 Charivaris im Alter von 11 bis 19 Jahren und 35 Flik-Flakern und der dortigen Circus-Direktion eine gemeinsame Halloween-Grusel-Show auf die Beine zu stellen.Freitag Nachmittag trafen wir ein, probten nochmal die von uns vorbereiteten Nummern, genossen zusammen mit den Flik Flakern ein köstliches Abendbrot, und dann ging es los mit Kennenlern-Spielen, ersten Kontakten und einer Zusammenstellung „Wer will was wo“. Ein Gaukler-Duo aus Kopenhagen, das für uns Regie führen sollte, gab uns zur Inspiration noch eine spätabendliche Show.

Am Samstag wurde den ganzen Tag lang emsig geprobt, und es war phantastisch zu sehen, wie sich Deutsche und Dänen mit großer Selbstverständlichkeit in den verschiedenen Circus-Techniken begegneten und über alle Sprachbarrieren hinweg problemlos miteinander probten. So gelang es, fast alle Teile der Show deutsch-dänisch zu besetzen, und es war spannend zu sehen, wie sich hier durchaus unterschiedliche Stile mischten. Erstaunt waren wir allerdings, dass im Cirkus Flik Flak viele unserer Regeln in Punkto Sicherheit nicht gelten und es hier andere beziehungsweise einfach wesentlich weniger Strukturen und Vereinbarungen gab.In diesem Circus bringen sich die Kinder alles selber oder gegenseitig bei, es gibt keine ausgebildeten Trainer, dafür ein riesiges beeindruckendes Netzwerk an freiwilligen ehrenamtlichen Helfern. Sie haben es auf diese Art und Weise auf ein beachtliches Niveau gebracht, es gibt dort richtige Jonglier-Cracks, begabte Seiltänzerinnen, wagemutige Einradartisten…Die Trainingsmethoden waren für uns dennoch ungewohnt und nicht wirklich nachahmenswert.

Am Sonntag morgen war Generalprobe, sie endete eine Stunde vor der Vorstellung. Für diese Stunde war noch Mittagessen, das Heraussuchen von fehlenden Kostümteilen und das Schminken von 50 Mitwirkenden vorgesehen. Es war beeindruckend, wie entspannt die Dänen mit diesem straffen Zeitplan umgingen, ich selber hätte hierfür das Dreifache an Zeit eingeplant.

Die Show war dann wirklich großartig. Der Stil der Flik Flaker ist eher spritzig, temporeich und am klassischen Circus orientiert. Die Charivaris arbeiten eher langsamer, getragener und theater-orientiert. Beides zusammen hat sich für meinen Geschmack wunderbar ergänzt und bereichert. Besonders beeindruckend war das Zusammentreffen der Stile in einer gemeinsamen Seilnummer von Leonid (Charivari) und Nicoline (Flik Flak). Sie sind beide 19 Jahre alt, passionierte Seiltänzer, und dennoch könnte man unterschiedlicher kaum sein.Sie stellten sich der Herausforderung, eine gemeinsame Nummer zu entwickeln und meisterten diese mit Bravour. Er ganz in Schwarz, eine finstere Gestalt, in einer Art Verfolgungswahn gefangen, sie klassisch in weiss, die Reinheit in Person, die ihm begegnet und ihn nach und nach aus seiner Wahnwelt herauslockt. Das Ganze auf dem Seil und auf hohem technischen Niveau.Viele Stimmen sagten hinterher, aus dieser Begegnung könnte wirklich ein professioneller Akt werden.Ein Highlight am Ende war die gemeinsame Sprungakrobatiknummer nebst Abschlusspyramide aller Beteiligten. Alles in allem eine wunderbare Show und eine tolle Erfahrung für alle Beteiligten.

Nach der Show kam für die Charivaris allerdings ein kleiner Dämpfer: fast sämtliche Flik Flaker und das Regie-Team verschwanden, ohne sich zu verabschieden. Schon zuvor war uns aufgefallen, dass es im Cirkus Flik Flak ganz anders als bei uns kaum gemeinschaftsstiftende Rituale gibt. Anders als bei uns gibt es in unserem Partner-Cirkus weder vor den Mahlzeiten noch vor der Vorstellung einen gemeinsamen „Startschuss“, entsprechend auch nach der Vorstellung keine Verabschiedung, keine gemeinsame Runde. Wir hätten uns hier mehr Verbindlichkeit, mehr „Wir“-Gefühl gewünscht. Dennoch waren wir sehr begeistert von der unkomplizierten Gastfreundschaft und der Herzlichkeit der Dänen.

Unseren Abschiedsabend begingen wir dann auf „ Charivari-Art“ mit einer Evaluationsrunde und gemeinsamen Essen und Singen.Es war schön, dass der dänische Direktor und zwei junge Trainerinnen noch einmal wiederkehrten und zusammen mit uns sangen. Am nächsten Morgen machten wir uns reichlich übermüdet aber höchst zufrieden und um viele Erfahrungen reicher auf den Rückweg nach Lübeck.

Trix Langhans

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