Am Freitag, den 10.10. trafen sich alle Teilnehmer auf dem Parkplatz des Vereinsheims, um den Riesenstapel von Gepäck, Requisiten, Turnmatten, Instrumenten und technischem Gerät in den Reisebus zu laden. Der Busfahrer war zunächst angesichts dieser Mengen etwas fassungslos, aber am Ende fand alles seinen Platz. Bestens gelaunt machten wir uns auf den Weg nach Odense: vier jugendliche Helfer für Küche, Backstage, Licht- und Tontechnik, 15 Artisten und sieben Musiker, alle im Alter von 12 bis 19 Jahren, zwei Circus-Pädagoginnen, zwei Eltern als Küchen-Team.
In Odense empfingen uns sehr herzlich der Direktor und ein paar Jugendliche des Cirkus Flik Flak. Besonders gespannt waren wir auf Rasmus, den Bassisten der Flik Flak-Band, der unseren ausgefallenen Bassisten ersetzen sollte. Schon nach wenigen Minuten war klar, dass wir mit ihm einen Sechser im Lotto gewonnen hatten, er war ein versierter Musiker, circus-und tournee-erprobt und noch dazu supernett. Die Charivari-Familie hatte ein weiteres Mitglied gewonnen.
Die Band baute sogleich schon auf, unsere 13-jährige Lichtregisseurin fachsimpelte mit den dänischen Jugendlichen und richtete die Scheinwerfer ein, vor dem Schlafengehen gab es eine große Singe-Runde, bei der wir die dänischen Gastgeber damit überraschten, dass wir auch ein dänisches Lied im Gepäck hatten.
Am nächsten Tag nutzten wir den Vormittag für Proben, um 14 Uhr gaben wir dann die erste Vorstellung mit unserem Stück „Circles zwischen Sturm und Hauch“ und rissen die Zuschauer zu wahren Begeisterungsstürmen hin. Einzig die Einradnummer ging gründlich daneben, da die dänische Nebelmaschine so viel Nebel ausspuckte, dass unsere Artisten die Hand vor Augen nicht mehr sehen konnten (geschweige denn ihre Partner). Aber selbst von dieser Darbietung waren die Gastgeber begeistert, da sie eine so besondere Atmosphäre gehabt hätte…
Nach der Vorstellung fanden sich etwa 15 dänische Jugendliche des CirKus Flik Flak ein, die gemeinsam mit uns Circus-Spiele spielten. Mit dem turbulenten Anfangsspiel „Sockenklau“ fielen sogleich alle Berührungsängste und Sprachbarrieren. Die nächsten zwei Stunden hörte man lautes Anfeuern und viel Gelächter, als sich alle im Kopfstand-Dauerstehen, Einrad-Rückwärtsfahren, Keulen-auf-dem Kopf-Balancieren und anderen Disziplinen maßen.
Derweil bekam unser Küchenteam Gesellschaft von dänischen Circus-Eltern, die uns ein riesiges Salat-Buffet zauberten. Nach dem Essen fanden sich Dänen und Deutsche wieder zum gemeinsamen Singen ein, und am Ende dieses Abends war klar, dass dies der Anfang einer großen Freundschaft war zwischen den Charivaris und den Flik Flaks.
Nach einem Stadtbummel durch die beschauliche Altstadt von Odense am nächsten Vormittag gaben wir am Nachmittag die nächste Vorstellung, diesmal mit weniger Nebel…
Anschließend begeisterten sich unsere Jugendlichen für die grandiose Ausstattung des Circus Flik Flak, sie durften alles ausprobieren, was ihnen spannend erschien. Und so durchkreuzten sie mit Giraffen (hohe Einräder), Mini-Fahrrädern, Sprungstelzen und allerlei anderem sonderbaren Gerät die Manege.
Am nächsten Morgen feierten wir den 12. Geburtstag unserer Keyboarderin Eva, anschließend wurde, gepackt verladen, geputzt. Unsere Gastgeber schenkten jedem ein FlikFlak-T-Shirt, nahmen uns das Versprechen ab, dass wir wiederkommen und kündeten uns strahlend ihren Gegenbesuch nächsten Sommer mit.
Nach einer entspannten Busfahrt, die uns über den Storebelt und den Öresund nach Malmö führte, betraten wir ehrfuchtsvoll „Barnens Scen i Folkets Park“, ein echtes altes Circus-Gebäude, das die Circus-Schule von Malmö als Trainingsraum nutzt. Nach dem Ausladen, Aufbauen und dem Hängen der Trapeze trudelten die schwedischen Jugendlichen ein. Beim gemeinsamen Training mit ihnen ließ sich mal wieder feststellen, wie gemeinschaftsstiftend Circus sein kann. Es entstanden große deutsch-schwedische Pyramiden, an allen Geräten wurde trainiert, und ein Außenstehender hätte nicht herausfinden können, wer hier Schwede und wer Deutscher ist, hier waren schlichtweg Circus-Leute am Werk, und dies mit großer Begeisterung. Unsere Band nahm ihre Plätze ein und gab dem Ganzen mit einer großen Jam-Session, bei der auch eine Schwedin mitspielte, ein einzigartiges Ambiente.
Am Dienstag morgen gab es die Gelegenheit zum Stadtbummel, dann wurde alles eingerichtet für die Vorstellung, und wir spielten am Abend vor ausverkauftem Haus.
Es war schwer, an diesem Abend alle ins Bett zu bekommen, denn die Euphorie war grenzenlos, hatten wir doch gerade erfahren, dass auch die Circusschule Malmö uns besuchen kommen möchte und dass wir jederzeit wiederkommen sollten.
Am nächsten Morgen hieß es früh Aufstehen (6 Uhr 30), Frühstücken, Schminken, Manege-Einrichten. Wir gaben um 9 Uhr eine verkürzte Vorstellung für Malmöer Schulen und Kindergärten. Keine leichte Aufgabe um diese Tageszeit, aber auch dies haben unsere Jugendlichen mit Bravour gemeistert. Als wir schließlich alles gepackt und verladen hatten und uns von unseren Gastgebern mit einem Lied verabschiedeten, hatten diese Tränen der Rührung in den Augen.
Die Reise ging weiter über Ystad und mit der Fähre nach Bornholm, wo wir ziemlich spät und sehr sehr müde ankamen und beim Ausladen des Busses fast schon im Stehen einschliefen. Unser Gastgeber, der Circus Stjerneskud empfing uns mit einer Herzlichkeit, die beispiellos ist.
Ihre Ausstattung war zwar bei weitem nicht so professionell wie in Malmö, was unsere jugendlichen Techniker vor immense Herausforderungen stellte. Aber das Gebäude und die Menschen hatten ihren ganz eigenen Charme, und wir fühlten uns sogleich zuhause.
Am nächsten Tag rückte nach unserer Vorstellung ein ganzer Trupp von Stjerneskud-Eltern an, um unser Küchenteam zu unterstützen, es gab ein Festessen in großer Runde. Wir durften nach Herzenslust im großen Kostüm-Fundus der Stjernskuds stöbern, und es gab eine spontane deutsch-dänische Manegen-Party in Kostümen.
Nach einem herrlichen Strandspaziergang am nächsten Tag, gaben wir dann unsere Derniere. Am Ende standen alle Artisten, Musiker und Techniker mit Tränen in den Augen auf der Bühne und wurden von den Dänen gefeiert:“ Ihr seid die reinste Inspiration!!!“
Im Anschluss zeigten die Stjerneskud-Kinder eine beeindruckende Feuershow und wir bekamen einen tollen Feuer-Workshop.
Nach einer bewegenden Abschlussrunde, in der deutlich wurde, dass jeder unserer Jugendlichen sich in diesem Projekt mehr als wohl gefühlt hat und sich als Teil einer Familie begriff, feierten wir ausgelassen bis zum frühen Morgen in der Manege. Natürlich nicht ohne auch mit dem Cirkus Stjernskud einen Gegenbesuch und weitere Projekte zu vereinbaren.
Am nächsten Morgen hieß es ein letztes Mal Frühaufstehen, Packen, Putzen, bevor es dann mit der Fähre nach Rügen und von dort zurück nach Lübeck ging. Auf dem Parkplatz vor dem Vereinsheim, dort wo 8 Tage zuvor unsere Reise begonnen hatte, nahmen wir, um unendlich viele Erfahrungen reicher, höchst bewegt und tränenreich voneinander Abschied.