Gut, wieder hier zu sein

Herumwuselnde Kinder, die noch einmal den Eltern tschüss sagen wollen, Gepäck, dass hin und her getragen wird und ältere Charivaris, die fleißig Namensschilder schreiben und Patenkindern zeigen, wo sie hin müssen. Das erste Übernachtungswochenende nach über anderthalb Jahren Pandemie begann vielleicht noch etwas holperig, schließlich mussten sich dieses Mal alle am Foyer einchecken – getestet, genesen, geimpft? Aber hinter den Schranken verbarg sich ein Ort, an dem man zumindest für zwei Tage seine Sorgen vergessen und vor allem eines machen durfte – Circus!

Nachdem jede:r eingetrudelt war und sich alles gefunden hatte, versammelten sich Klein und Groß in der Sporthalle und wärmten sich gemeinsam auf. Hier und da huschten noch vereinzelt Blicke hin und her, schauen, wer alles da ist, wen man kennt und wen vielleicht noch nicht. Für manche war es ja sowieso nicht ganz ungewohnt, mit einem 85-köpfigen Circus zwei Tage unter einem Dach zu verbringen, andere jedoch suchten nach dem Aufwärmen erst einmal die Zettel, auf denen ihre Workshops eingetragen waren, um diese rechtzeitig zu erreichen. Die Workshops wurden dieses Mal ausschließlich von jungen Trainer:innen und Charivaris geleitet. Außerdem gab es noch eine Besonderheit: Drei Diabolo-Spieler:innen des Zirkus Sonnenstichs aus Berlin, Micha, Oskar und Sol, besuchten uns, um uns in ihre Künste einzuführen.

Wie auch im normalen Training gingen manche Artist:innen in die Lüfte, manche turnten auf den Bodenakrobatik-Matten herum und wieder andere tanzten fokussiert auf Spann- oder Schlappseil. Nach einem erschöpfenden aber dennoch intensiven und fröhlichen Vormittag drängten sich Hände mit leeren Tellern in Richtung der Essensausgabe, die mit dampfender Pasta auf der langen Tafel landeten.

Ein voller Magen sollte nicht direkt wieder zum Sport bewegt werden, deshalb gab es noch etwas Zeit, sich auszuruhen, vielleicht neue Gesichter kennenzulernen oder noch einmal zu überprüfen, ob man den richtigen Workshop finden würde. Nach einem Aufwärmspiel ging es erneut ins Training, wobei es zwischendurch Stärkung durch Kuchen und frisches Obst gab, das dankbar angenommen wurde.

Als sich der erste Tag dem Ende neigte und alle Geräte abgebaut waren, fanden sich alle mit ihrem mitgebrachten Abendbrot in kleinen Kreisen in der Parketthalle wieder. Über das Plaudern und Schnattern hinweg versuchte Trix die Wunschtechniken zu ordnen, die für den letzten, noch offenen Workshop entstanden waren. Da es eine lange Zeit gewesen war, die man in den Sporthallen verbracht hatte, waren alle erleichtert, als es zu einem Abendspaziergang an die frische Luft ging. Einmal durch Karlshof und ein Stück durch den Wald, um dort die Artist:innen des Zirkus Sonnenstich zunächst zu verabschieden, die bei Trix zu Hause schlafen würden, und dann wieder zurück zum Verein. Einige hatte bereits der Ausflug müde gemacht, andere wurden es spätestens jetzt, als sich alle in einem großen Kreis um die aufgestellten Kerzen versammelten und die altbekannten Circuslieder aus den Tourneeheften, aber auch neue Musik, sangen. Während anschließend in der Parketthalle für die jüngeren Charivaris Bettruhe herrschte, flogen in der großen Sporthalle noch die Keulen oder Gesprächsfetzen hin und her, doch auch dort ging irgendwann das letzte Licht aus und alle holten sich ihren wohlverdienten Schlaf.

Für das Frühstück halfen am nächsten Morgen nicht nur Elternhände, sondern auch einige ältere Frühaufsteher:innen gesellten sich dazu, damit pünktlich um 8 Uhr 30 gegessen werden konnte. An diesem Tag standen noch Vertiefungsworkshops an, um neu Gelerntes zu festigen. Nachdem die letzten Tricks erklärt wurden, versammelte sich der Circus erneut, um eine abschließende Vorführungsrunde zu sehen und zu zeigen. Beim Vertikalseil beginnend schlängelte sich das stets wechselnde Publikum seinen Weg durch die Hallen, von Gerät zu Gerät und immer staunender über das, was in so kurzer Zeit so präzise gelernt worden war. Das Highlight kam allerdings noch, denn Oskar und Sol, die beiden Diabolo-Spieler:innen unseres Gastzirkus zeigten noch einmal für alle in einer atemberaubenden, selbst inszenierten Nummer, was sie alles drauf hatten! Hier wurden nicht nur Diabolos in faszinierende Tricks eingebunden, sondern auch Körpersprache und Theater fanden ihren Platz.

Auch wenn es Viele mit Wehmut erfüllte, neigten sich diese wunderbaren zwei Tage dem Ende. Wir hatten viele Dinge gelernt. Nicht nur, wie man einen Bogengang macht oder bestimmte Abfaller am Tuch, sondern auch, wie man miteinander umgeht, sich hilft, aufmerksam ist. Das Übernachtungswochenende fand seinen Schluss, wie sollte es beim Circus Charivari auch anders sein, in einem Kreis, singend davon, dass „es gut ist, wieder hier zu sein“.

In diesem Sinne auf ein baldiges Wiederaufnehmen der Tradition und ein neues Übernachtungswochenende, denn das lässt hoffentlich nicht so lange auf sich warten.

Josefin Greve

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